Anzus Aussehen
Die Beschreibungen von Anzus Aussehen variieren. Im ältesten Mythos, der ihn erwähnt, dem Etana Mythos, wird er als Adler beschrieben. Später wurde er als ein Wesen beschrieben, das Merkmale sowohl eines Adlers als auch eines Löwen vereint. Um möglichst konsistent zu sein wird Anzu hier durchgängig als Adler dargestellt.
Anzus Persönlichkeit
Anzu kann als ehrgeizig, selbstsüchtig und rücksichtslos bezeichnet werden. Sein Ziel ist es, in den Himmel aufzusteigen und sich den Göttern gleichzustellen.
Anzus Aufgaben als Dämon
Anzu wird von Enlil beauftragt, die Schicksale gewöhnlicher Menschen zu verfügen. Dabei soll er nur solche Schicksale verfügen, die von Vorteil für Enlils Projekte sind. Auch ist Anzu in der Lage, Menschen in den Himmel der Götter zu befördern. Eine weitere seiner Aufgaben war es, die Schicksalstafel zu bewachen, die die Aufgaben der Igigi festlegt.
Der Werdegang Anzus
Die Vorsilbe "An" im Wort Anzu identifiziert Anzu als dem Himmel der Götter zugehörig. Er ist einer der Bewohner des Huluppu Baums, welcher als eine Verbindung zwischen Mittelwelt und Himmel gilt.
Die Herkunft von Anzu ist unklar, da die Götter meinen, ihn nicht erschaffen zu haben. Im Anzu Mythos wird über seine Herkunft spekuliert. Die Igigi und Enki kommen zu dem Schluß:
"Auf Hehe, einem bewaldeten Berg, im Schoß der Anunnaki, wurde Anzu zur Welt gebracht. Auf den Ruf der Götter hin trafen die vier Winde aufeinander, brachten das Wasser der lebensspendenden Flut, die Anzu zeugte. [...] Wahrlich, das Wasser der lebensspendenden Flut hat Anzu gezeugt, das heilige Wasser der Götter vom Apzu. Die weite Erde empfing es, und dann wurde er aus Bergfelsen geboren."
Dieses Ereignis wird im Mythos Enki und Ninhursag beschrieben. Anzu ist somit sehr alt und existierte schon als die ersten Städte gegründet wurden.
Im Etana Mythos, das kurz nach der Sintflut um 2850 v. Chr. spielt, ist Anzu einer der Hauptakteure. Er ist zusammen mit der Usumgallu Schlange, die den Huluppu Baum bewacht, einer der Bewohner des Baumes. Damals stand der Huluppu Baum bereits in der Nähe der Stadt Uruk.
Im Gegensatz zu fast allen anderen sumerischen Mythen enthält der Etana Mythos viel Symbolik. Da Etana darin als der König der wilden Tiere bezeichnet wird, kann man schließen, dass im Mythos mit den wilden Tieren unzivilisierte Menschen gemeint waren. Der Adler jagt zusammen mit der Usumgallu Schlange diese wilden Tiere, was bedeutet, dass die beiden Dämonen die Schicksale der unzivilisierten Menschen neu verfügten, so dass sie nach der Flut zum Wiederaufbau der sumerischen Zivilisation beitragen konnten.
Im Etana Mythos wird die Persönlichkeit Anzus klar herausgearbeitet: Er ist ehrgeizig und selbstsüchtig. Er will sich zu den Göttern erheben und sich mit ihnen gleichstellen. Aus diesem Grund tötet er die Kinder der Usumgallu Schlange, die er wohl als Konkurrenten für seine eigenen Kinder ansah. In diesem Mythos wird auch deutlich, dass Anzu in der Lage ist, Menschen in den Himmel der Götter zu befördern.
Was im Etana Mythos nur durch Symbolik angedeutet wurde, wird im Mythos Lugalbanda und der Anzu Vogel bestätigt: Anzu wurde von Enlil beauftragt, die Schicksale gewöhnlicher Menschen zu verfügen. Er sollte die Menschen dazu bringen, auf dem geraden und schmalen Pfad zu bleiben, auf dem sie für Enlils Projekte von Vorteil waren. Anzu ist sich seiner Macht bewusst. Dies wird deutlich, als er zu Lugalbanda sagte:
"Wenn ich ein Schicksal festlege, wer wird es ändern? Wenn ich nur ein Wort sage, wer soll es ändern?"
Auch wenn Anzu den Auftrag hatte, nur gute Schicksale zu verfügen, die für Enlil von Vorteil waren, so war er sich doch des Spielraums bewusst, den er hatte. Dies wird deutlich als er sagte:
"Ein gutes Schicksal kann ein schlechtes verbergen: das ist wahr."
Damals hatte Enlil mehrere Projekte durchgeführt, die das Ziel hatten, die menschliche Zivilisation aufzubauen. Die Igigi leiteten diese Projekte im Auftrag Enlils so, wie dieser es auf der Schicksalstafel verfügt hatte. Anzu genügte es aber bald nicht mehr, nur die Schicksale gewöhnlicher Menschen zu verfügen. Er wollte selber die Aufgaben der Igigi festlegen. Aus diesem Grund stahl er im Anzu Mythos die Schicksalstafel von Enlil. Die Götter beuftragten jedoch Ninurta, ihm die Schicksalstafel wieder abzunehmen. Dabei kam es zu einem Kampf zwischen Ninurta und Anzu bei dem Anzu starb.