Interpretation des Mythos ‚Ninurta und die Schildkröte‘

Siehe auch

    • Übersetzung
    • Datierung

Beteiligte

    • Ninurta
    • Enki
    • Ninhursag

Interpretation des Mythos ‚Ninurta und die Schildkröte‘

Einleitung

Der sumerische Mythos „Ninurta und die Schildkröte“ ist ein Mythos, in dem tatsächlich gar keine Schildkröte vorkommt. Der Name des Mythos rührt daher, dass der Erstübersetzer den Text wohl nicht richtig verstanden hatte. Wir wollen hier versuchen, eine möglichst wortgetreue Übersetzung zu erstellen und auch die Aussage des Textes zu erfassen.

In diesem Mythos geht es darum, dass Ninurta die innere Führung durch die Schicksalstafel verliert und dass das Wesen seiner Persönlichkeit daher neu begründet werden muss. Um den Text zu verstehen ist es wichtig, das Konzept zu verstehen, das die Sumerer von der Seele eines Menschen hatten.  Die Seele oder Lebenskraft (zi) eines Menschen ist nach Auffassung der Sumerer in seinem Herzen (šag4) lokalisiert. In Wirklichkeit ist der Sitz der Seele zwar das Gehirn, aber die genaue Lokalisierung spielt hier keine Rolle. Neben dem Sitz der Seele ist das Herz auch der Sitz des Mutes, der Entschlossenheit, der Willensstärke und des Willens an sich. Das nach außen hin sichtbare Produkt dieser Eigenschaften eines Menschen wird als seine Stärke (saĝ) bezeichnet. In diesem Text geht es darum, wie die Struktur (ḫur) von Ninurtas Stärke (saĝ), im Sumerischen als „ḫur-saĝ“ bezeichnet, neu begründet worden ist, nachdem er die Führung durch die Schicksalstafel verloren hatte. In diesem Mythos geht es also weder um Schildkröten, noch um hohe Berge, die die Sumerer ebenfalls für Strukturen der Stärke hielten, sondern um die Neubegründung der Struktur von Ninurtas persönlicher Stärke.

Die Handlung besteht aus zwei Teilen, die auf zwei verschiedenen Tontafeln überliefert worden sind. Die zweite Tafel enthält den Mythos, während die erste Tafel die Vorgeschichte beschreibt.

Tafel 1

Die erste Tafel ist kaum zu lesen, aber die Handlung lässt sich mit Hilfe der zweiten Tafel rekonstruieren. Der folgende Rekonstruktionsversuch enthält auch einige Informationen, die wahrscheinlich nicht explizit auf der Tafel gestanden haben, die aber aus anderen Mythen bekannt sind:

Der Mythos spielt zu einer Zeit in der die Erde noch jung war. Zu dieser Zeit war die Stadt Eridu das gesellschaftliche Zentrum Sumers. Eridu befand sich dort, wo der Euphrat in den Pesischen Golf mündete. Dort befand sich auch der Abzu, die Wirkungsstädte des Gottes Enki. Enki, der Gott der Erde und der Weisheit, leitete in Eridu die Menschen an, die sumerische Zivilisation aufzubauen. Seine Gemahlin war die Göttin Ninhursag, auch genannt Ninmena. Ihre Tätigkeit ergibt sich aus den Bedeutungen der Silben ihres Namens: „Nin“ bedeutet „Herrin“, „ḫur“ bedeutet „Struktur“ und „saĝ“ bedeutet „Stärke“. Zusammengesetzt ergibt sich: „Herrin der Struktur der Stärke“. In der Hierarchie der Götter ist sie sehr hochgestellt, denn ihr zweiter Name „Ninmena“ bedeutet „Herrin des Diadems“. Ninmena hatte die Aufgabe, die Herrschaft der Schicksalstafel zu etablieren. Die Schicksalstafel ist ein Gegenstand mit dem sich die Schicksale der Igigi Götter verfügen lassen. Die Schicksalstafel legt also die Struktur der Stärke der Igigi Götter fest.

Ninmena befand sich vermutlich im Himmel der Götter, während Enki auf der Erde war. Enki brauchte daher einen Boten um mit Ninmena Gegenstände auszutauschen. Dieser Bote war wohl der Vogel Anzu, denn sein Name „Der, der den Himmel kennt“ legt nahe, dass er als Botschafter zwischen Himmel und Erde fungierte. Eines Tages, als Anzu die Schicksalstafel in den Himmel oder auf die Erde bringen sollte, ist es ihm wohl gelungen, sie zu stehlen. Ninmena ist verzweifelt und der Krieger Ninurta, der selbst ein Igigi ist, wird beauftragt, Anzu die Schicksalstafel wieder abzunehmen.

Es kommt zum Kampf zwischen Ninurta und Anzu. Anzu nutzt die Schicksalstafel um Ninurta zu täuschen, was zur Folge hat, dass seine eigene Waffe sich gegen Ninurta wendet und auf ihn zukommt. Hier greift Enki ein und bewirkt, dass der Südwind aufkommt, wodurch die Waffe abgelenkt wird und Ninurta verfehlt, woraufhin Ninurta den Anzu Volgel überwältigen kann. Ninurta bringt anschließend den Anzu Vogel und die Schicksalstafel zurück zum Abzu.

Wichtig ist zu bemerken, dass es sich bei diesem Text nicht um den Anzu Mythos handelt. Im Anzu Mythos stirbt Anzu, während die Handlung auf dieser Tafel zu einer Zeit spielt, als Anzu noch jung war.

Tafel 2

Die zweite Tafel beginnt mit einem Prolog, in dem die Handlung der ersten Tafel nochmal in Erinnerung gerufen wird.

Prolog

In der ersten Zeile wird der Krieger Ninurta nochmal an den Teil des Kampfes erinnert, der beinahe katastrophal für ihn geendet hätte:

  1. dug4-ga-ni-ta {ĝiš}tukul-zu ḫul-a mu-ni-in-tag

Durch das was er (Anzu) sagte (dug4-ga-ni-ta) hatte er deine Waffe ({ĝiš}tukul-zu) in feindlicher Weise (ḫul-a) sich dir nähern lassen (mu-ni-in-tag).

In den nächsten Zeilen wird gepriesen, dass die Schicksalstafel eine göttliche Macht ist, die wieder zum Abzu zurückgekehrt ist:

  1. me šu-ĝa2 šu ba-ba-ĝu10-ne me-bi abzu-še3 ba-an-gi4

Die göttliche Kraft (me) in meinen Händen (šu-ĝa2), die man mir wegnahm (šu ba-ba-ĝu10-ne), diese göttliche Kraft (me-bi) ist zum Abzu (abzu-še3) zurückgekehrt (ba-an-gi4).

  1. ĝiš-ḫur šu-ĝa2 šu ba-ba-ĝu10-ne ĝiš-ḫur-bi abzu-še3 ba-an-gi4

Der Prototyp (ĝiš-ḫur) in meinen Händen (šu-ĝa2), den man mir wegnahm (šu ba-ba-ĝu10-ne), der Prototyp (ĝiš-ḫur-bi) ist zum Abzu (abzu-še3) zurückgekehrt (ba-an-gi4).

  1. dub nam-tar-ra-/bi\ abzu-še3 ba-an-gi4 me ab-la2-e-en

Die Tafel zur Verfügung des Schicksals (dub nam-tar-ra-bi) ist zum Abzu (abzu-še3) zurückgekehrt (ba-an-gi4), die göttliche Macht (me) wird von mir gesichert (ab-la2-e-en).

Danach wird in einer Rückblende nochmal auf das Problem aufmerksam gemacht, das nur mit Glück oder dank Enkis Eingriff bewältigt werden konnte:

  1. [inim amar] /anzud\mušen-še3 dnin-urta lul-aš ba-an-si

Das Wort des jungen Anzu-Vogel (amar anzudmušen-še3) hatte Ninurta (dnin-urta) mit einer absichtlichen Täuschung erfüllt (lul-aš ba-an-si).

Anzu hat also durch die Schicksalstafel zu Ninurta gesprochen und die Gedanken Ninurtas dadurch kontrollieren können.

In einem Einschub wird die Verzweiflung Ninmenas zum Ausdruck gebracht, der es wegen des Diebstahls nicht gelungen ist, die Herrschaft der Schicksalstafel zu etablieren:

  1. [dnin-men]-na-ke4 a-nir im-ĝa2-ĝa2

Die Göttin Ninmena (dnin-men-na-ke4) hatte ihre Wehklage (a-nir) immer wieder wiederholt (im-ĝa2-ĝa2):

  1. ĝe26-e me-bi šu-ĝu10-uš li-/bi2\-kur9 nam-en-bi nu-ak-e

„Meine (ĝe26-e) göttliche Kraft (me-bi) in meiner Hand (šu-ĝu10-uš) hat sich von mir entfernt (li-bi2-kur9) – ihre Herrschaft (nam-en-bi) ist nicht etabliert (nu-ak-e).

  1. [ĝe26-e] e-ne-gin7 /eš3-e?\ abzu-a nu-mu-un-til

Eine göttliche Kraft (me) wie sie (e-ne-gin7) ist im Heiligtum (eš3-e) des Abzu (abzu-a) nicht verweilt (nu-mu-un-til).“

Enki musste eingreifen, da der Anzu Vogel die Schicksalstafel genutzt hatte um Ninurta zu täuschen und jetzt Ninurtas eigene Waffe auf ihn zukam:

  1. a-a den-ki inim /mu\-[un-dug4]-/dug4\-ga-a abzu-a ba-da-an-zu

Vater (a-a) Enkis (den-ki) Worte (inim), das im Abzu Vorgetragene (mu-[un-dug4]-/dug4-ga-a abzu-a), wurde erhört (ba-da-an-zu).

Enki konnte also erfolgreich in den Kampf eingreifen. Die Folge war, dass Ninurta den jungen Anzu Vogel überwältigen konnte. Von hier aus fährt die Handlung chronologisch fort.

  1. ur-saĝ dnin-urta amar anzudmušen-de3 šu-ni bi2-in-ti

Der Held (ur-saĝ) Ninurta (dnin-urta) hat den jungen Anzu Vogel (amar anzudmušen-de3) unter seine Kontrolle (šu-ni) genommen (bi2-in-ti).

  1. ki den-ki-ka3-še3 abzu-še3 im-ma-da-/te\

Dem Ort Enkis (ki den-ki-ka3-še3), dem Abzu (abzu-še3), näherten sie sich (im-ma-da-te).

  1. du4-ta-u18-lu amar anzudmušen-de3 abzu-še3 ba-an-gi4

Dank des Südwindes (du4-ta-u18-lu) ist der junge Anzu Vogel (amar anzudmušen-de3) zum Abzu (abzu-še3) zurückgekehrt (ba-an-gi4).

Es scheint also, dass Ninurta den jungen Anzu Vogel nur deshalb überwältigen konnte, weil der Südwind die Waffe abgelenkt hat, die Anzu auf Ninurta zusteuern ließ. Zeile 9 legt nahe, dass das Aufkommen des Südwinds auf Enkis Weisung geschah.

Die Lobpreisung und die neue Aufgabe Ninurtas

Als Ninurta den Anzu Vogel und die Schicksalstafel zum Abzu zurückgebracht hatte, preist Enki den Krieger Ninurta für seine außergewöhnliche Tat:

  1. en-e ur-saĝ-ra ba-ši-ḫul2

Der Herr (en-e) freute sich (ba-ši-ḫul2) über den Helden (ur-saĝ-ra).

  1. a-a den-ki /ur-saĝ\ dnin-urta-ra ba-ši-ḫul2

Vater Enki (a-a den-ki) freute sich (ba-ši-ḫul2) über den Helden Ninurta (ur-saĝ dnin-urta-ra).

  1. en dnu-/dim2\-[mud]-/e\ /mi2\ zid mu-un-i-i-de3?

Der Schöpfergott (en dnu-/dim2\-[mud]-/e) verkündet (mu-un-i-i-de3) wahres Lob (mi2\ zid):

Enki betont, dass unter seinen Götterbrüdern niemand es ihm gleichtun kann:

  1. ur-saĝ-e diĝir šeš-[zu-ne]-a diĝir /na\-me ur5-gin7 nu-mu-un-ak-e

„Held (ur-saĝ-e) unter deinen Götterbrüdern (diĝir šeš-zu-ne-a): Kein Gott (diĝir /na\-me) hat es dir gleichgetan (ur5-gin7 nu-mu-un-ak-e).

Hier stellt sich die Frage, wer die Götterbrüder Ninurtas eigentlich sind. Im Anzu Mythos wird erwähnt, dass Ninurta ein Igigi war. Somit sagt der vorherige Satz aus, dass kein Igigi es Ninurta je gleichgetan hätte. Enki erinnert an Ninurtas Heldentat:

  1. mušen ĝištukul /kalag\-[ga]-/zu\ bi2-dab5-ba-še3

Der Vogel (mušen) wurde durch deine mächtige Waffe (ĝištukul kalag-ga-zu) gefangen (bi2-dab5-ba-še3).

Da dieses Unterfangen nur durch das Eingreifen Enkis von Erfolg gekrönt war, sieht Enki die Notwendigkeit, den Anzu Vogel in Zukunft kontrollieren zu müssen. Er beauftragt Ninurta mit dieser Aufgabe:

  1. ud me-da ud ul-/le2-še3 gu2\-bi ĝiri3-zu(source: su) /ba\-[gub-be2-en]

Zum Wohle der göttlichen Macht (me-da) wird von diesem Tag an (ud) an, bis in ferne Tage (ud ul-le2-še3), sich dein Fuß (ĝiri3-zu) auf seinem Nacken (gu2-bi) befinden (ba-gub-be2-en).“

Dies kann Ninurta jedoch nur gelingen, wenn Anzu die Schicksalstafel nicht mehr nutzen kann um Macht über ihn zu gewinnen.

Ninurta wird der freie Wille gewährt

Enki ergreift geeignete Maßnahmen um sicherzustellen, dass Anzu die Schicksalstafel nicht mehr gegen Ninurta verwenden kann. Er verfügt:

  1. diĝir gal-gal-e-ne a2 nam-/ur\-[saĝ-ĝa2-zu] me-teš2 [ḫe2-i-i-ne]

Die großen Götter (diĝir gal-gal-e-ne) mögen, als helfende Unterstützung (a2) deines heldenhaften Schicksals (nam-ur-saĝ-ĝa2-zu), auf Grundlage der göttlichen Kräfte (langanhaltend) zielgerichtet handeln (me-teš2 ḫe2-i-i-ne):

  1. a-a-zu den-lil2-le niĝ2-dug4-[zu] ḫe2-ak

Dein Vater Enlil (a-a-zu den-lil2-le) soll dein Wort (niĝ2-dug4-zu) als gültig erklären (ḫe2-ak).

  1. dnin-men-na-ke4 kiĝ2-sig10-ga-zu na-an-dim2-e

Ninmena (dnin-men-na-ke4) soll deinen heiligen Dienst (kiĝ2-sig10-ga-zu) nicht gestalten (na-an-dim2-e.

Wie bereits bekannt ist, ist es Ninmenas Aufgabe die Herrschaft der Schicksalstafel zu etablieren. Die Aufgabe der Schicksalstafel ist es, die Schicksale der Igigi zu verfügen, zu denen eigentlich auch Ninurta gehört. Enki hat jetzt verfügt, dass Ninurtas Schicksal nicht mit der Schicksalstafel festgelegt werden kann. Stattdessen soll Ninurta einen freien Willen behalten, der von seinem Vater Enlil als gültig erklärt werden muss.

Dann werden Ninurta noch ein paar Privilegien gewährt. Zunächst wird angekündigt, dass er in der Hierarchie der Götter aufsteigen werde und über den anderen Igigi stehen werde:

  1. za-e-gin7 ni2 na-ab-tuku /diĝir na\-me igi-zu-še3 šu si sa2 na-an-sa2-e

Wie du (za-e-gin7) möge kein Gott (d.h. kein Igigi) (diĝir na\-me) Respekt gebieten (ni2 na-ab-tuku). Deinem Blick (igi-zu-še3), der auf das Wetteifern nach Stärke gerichtet ist (šu si sa2), soll keiner ebenbürtig sein (šu si sa2 na-an-sa2-e).

Dann erwähnt Enki, dass ihm dies einen Monat Arbeit kosten würde:

  1. itid-da eš3-e /abzu\-a igi-du8-a e2?-zu saĝ ḫe2-us2

Während eines Monats (itid-da) möge im Tempel (eš3-e) des Abzu (abzu-a) mit klarem Blick (igi-du8-a) die Stärke deines Hauses (e2?-zu saĝ) gegründet werden (ḫe2-us2).

Es soll also die Stärke (saĝ) von Ninurtas Haus (e2) neu gegründet werden. Mit seinem Haus ist Ninurta selbst zusammen mit seiner Familie und seinem Besitz gemeint. Die Stärke seines Hauses gründet sich auf Ninurtas eigener Stärke (saĝ), die in seinem Herzen begründet ist (šag4). Unter dem Herzen verstanden die Sumerer das, was die Persönlichkeit eines Menschen ausmacht. Da Ninurta nicht mehr von der Schicksalstafel geleitet wird, muss das, was seine Persönlichkeit ausmacht, neu gegründet werden. Die Erwähnung, dass dies einen Monat Arbeit kosten werde, legt nahe, dass der Rest des Mythos genau hiervon handelt. Schließlich sagt Enki auch, wo sich Ninurta in die Hierarchie der Götter einreihen wird:

  1. [an] zag gal-la mu-/zu ḫe2\-pad3-/de3\

An der großen Grenze des Himmels (an zag gal-la) möge sich dein Name (mu-zu) offenbaren (ḫe2-pad3-de3).

Ninurta wird somit zwar über den Igigi stehen, aber sein Name wird die Grenze zum Himmel der Anunnaki Götter nicht überschreiten. Er wird somit in der Hierarchie zwischen beiden Göttergruppen stehen.

Ninurtas Depression

So wie Enki es verfügt hat, tritt es unmittelbar ein: Ninurta erlangt seinen freien Willen wieder, der zuvor von der Schicksalstafel blockiert war. Das Ergebnis ist unerwartet:

  1. ur-saĝ nam-tar-ra-bi šag4-bi nu-ḫul2

Das Herz (šag4-bi) des Helden (ur-saĝ), dessen Schicksal bestimmt wird (nam-tar-ra-bi), freut sich nicht (nu-ḫul2).

Der Grund, weshalb Ninurtas Herz sich nicht freut ist nicht etwa, dass er etwas gegen sein Schicksal einzuwenden hätte. Der Grund ist vielmehr, dass er die Führung durch die Schicksalstafel, an die er sich so sehr gewöhnt hatte, verloren hat. Zunächst wird mit poetischen Worten beschrieben, wie Ninurta das erlebt:

  1. ki-gub-ba-ni a-/ĝi6?\ i-im-ku10-ku10-ge i-sig7-sig7-ge

An seinem Standort (ki-gub-ba-ni) treten (i-im-ku10-ku10-ge) die Wasser der Nacht (a-/ĝi6) hervor und verweilen (i-sig7-sig7-ge).

Die „Wasser der Nacht“ stehen für die Depression, die Ninurta jetzt überkommt. Der folgende Text bestätigt diese Interpretation.

  1. šag4-bi niĝ2 gal-gal i-im-bal-bal šag4-bi i3-kur2-kur2

Die Basis seiner Persönlichkeit (šag4-bi), die von hoher Bedeutung ist (niĝ2 gal-gal), ändert sich (i-im-bal-bal). Die Basis seiner Persönlichkeit (šag4-bi) wird ganz anderes und fremdartig (i3-kur2-kur2).

Sein Herz, das die Basis seiner Persönlichkeit ist, wird also umgestaltet. Die Struktur seiner Stärke wird eine andere. Während er vorher durch die Schicksalstafel geleitet wurde, merkt er jetzt, wie sie ihre Arbeit eingestellt hat:

  1. inim da-bi nu-ub-/tuku\-a bar-bi i-im-dug4-dug4

Das Wort (inim) an seiner Seite (da-bi) (d.h. Seine innere Führung) besitzt er nicht (mehr) (nu-ub-tuku-a), (aber) sein Äußeres (bar-bi) redet ständig (i-im-dug4-dug4).

In diesem Satz wird offenbart, auf welche Weise die Schicksalstafel die Schicksale der Igigi festlegt: durch Sprache. Sie erzeugt offenbar eine Art von Befehlshalluzination. Diese telepathischen Anweisungen können von den Igigi nicht infrage gestellt werden. Dass Ninurta trotzdem ständig redet, impliziert, dass er trotz der fehlenden Führung durch die Schicksalstafel in der Lage ist zu denken. Er denkt also wieder eigenständig. Da Ninurta die vertraute Stimme nicht mehr hört, überfällt ihn ein Gefühl der Depression:

  1. ur-saĝ dnin-urta igi-bi ki-šar2-ra ba-ni-in-ĝar

Der Held Ninurta (ur-saĝ dnin-urta) hat seinen Blick (igi-bi) dem Boden (ki-šar2-ra) dargebracht (ba-ni-in-ĝar).

  1. lu2 na-me nu-ub-dug4 šag4-bi zi nu-X-X

Niemand (lu2 na-me) hat nicht gesprochen (nu-ub-dug4), seine Seele (šag4-bi zi) wurde nicht angeleitet (nu-X-X).

Ninurtas Persönlichkeit

Die Persönlichkeit Ninurtas, die zum Vorschein kam, als die Schicksalstafel ihre Arbeit eingestellt hatte, war zunächst von Depressionen und Desorientiertheit überschattet. Dies hielt jedoch nur solange an, bis er sich an die neue Situation gewöhnt hatte. Was dann zum Vorschein kam, war Ninurtas wirkliche Persönlichkeit. Zunächst wird angekündigt, dass die darauffolgende Handlung das Wesen von Ninurtas Wort, also seine eigene Persönlichkeit offenbart:

  1. en gal den-ki ki ni2-te-na-ke4 inim šag4-bi ba-X-[zu]

Am Ort (ni2-te-na-ke4) des großen Herrn Enki (en gal den-ki), an dem sein (Ninurtas) Selbst festgelegt wird (ni2-te-na-ke4), wird das Wesen seines (Ninurtas) Wortes (inim šag4-bi) bekannt gegeben (ba-X-[zu]).

Dies geschieht mit einem literarischen Kunstgriff: Ninurtas Depression wird in Form einer Metapher beschrieben. Das Wasser der Nacht, das für die Depression Ninurtas steht, manifestiert sich als ein reales Naturereignis, das den Abzu bedroht:

  1. eš3-e abzu-a a-ĝi6 mud i-im-tuku4-tuku4-/e\

Im Heiligtum (eš3-e) des Abzu (abzu-a) brodeln (i-im-tuku4-tuku4-/e\) die trüben (mud) Wasser der Nacht (a-ĝi6).

In den darauffolgenden Zeilen wird Ninurtas Reaktion auf solch ein bedrohliches Ereignis mit der Reaktion anderer Leute verglichen:

  1. sukkal disimudx(PAB.NUN.ME.EZEN)-de3 e2-e ĝiri3 mu-un-ru-gu2

Der Minister Isimud (sukkal disimud-de3) eilte (ĝiri3 mu-un-ru-gu2) zum Haus (e2-e).

  1. ur-saĝ dnin-urta ed2-de3 nu-mu-un-še-še

Der Held Ninurta (ur-saĝ dnin-urta) begibt sich hinab (ed2-de3), obwohl er nicht dazu verpflichtet war (nu-mu-un-še-še).

  1. sukkal disimudx(PAB.NUN.ME.EZEN)-de3-eš2 šu-ni ba-an-zig3

Minister Isimud (sukkal disimudx-de3) erhob (ba-an-zig3) in Richtung des Schreins (eš2) seine Hände (šu-ni).

Isimud, der Diener Enkis, eilt also zum Tempel um zu beten, während Ninurta der Gefahr gegenübertritt. Diese Zeilen klären auf, dass die Fähigkeit Ninurtas, Gefahren gegenüberzutreten schon immer Teil seiner Persönlichkeit war. Sie wurde ihm nicht etwa von der Schicksalstafel verliehen. Die Zeilen zeigen auch, dass andere Personen, wie etwa Enkis Diener Isimud, diese Fähigkeit nicht haben. Ninurta stellt sich damit seiner Depression so wie er sich jeder anderen Gefahr stellen würde und überwindet sie. In der weiteren Handlung spielt die Depression keine Rolle mehr.

Die Erschaffung Šarurs

Es bleibt das Problem, dass Ninurta von den großen Göttern jetzt nicht mehr auf die übliche Weise kontrolliert werden kann. Dieses Problem muss von Enki gelöst werden. Enki erschafft dazu ein Wesen aus Lehm:

  1. den-ki-ke4 im abzu-a ba-al-gu7 ba-da-an-dim2

Enki (den-ki-ke4) erschuf (ba-da-an-dim2) im Abzu (abzu-a) aus Lehm (im) das fertigzustellende Wesen (ba-al-gu7).

Hier wurde „ba-al-gu7“ als „fertigzustellendes Wesen“ übersetzt, was aber nicht die eigentliche Bedeutung des Begriffes ist. Der Begriff besagt vielmehr, dass das Wesen die Eigenschaft (ba) besitzt, Existenzen (al) zu verschlingen (gu7), bzw. etwas mit einer Hacke (al) zu vernichten (gu7). Die Mehrdeutigkeit des Ausdrucks ist vermutlich erwünscht: Es ist ein Wesen, dessen Aufgabe es ist, Existenzen wie mit einer Hacke zu vernichten. Dies erinnert stark an Ninurtas Šarur Streitkolben. Der Rest des Mythos legt nahe, dass es sich bei dem fertigzustellenden Wesen in der Tat um diesen Streitkolben handelt.

Enki ist mit seiner Arbeit jedoch noch nicht fertig. Er hat bisher nur die Hülle des Wesens aus Lehm geformt, aber ihm noch keine Lebenskraft verliehen.  Dies macht er, indem er es zum tiefliegenden Tor des Abzu, also in die Nähe der Unterwelt, bringt und es dann, wie später gesagt wird, mit einer göttlichen Kraft aus der Unterwelt zum Leben erweckt:

  1. ki sun5-na kan4 abzu-a ba-al-gu7 ba-da-an-gub

Am tiefliegenden Ort (ki sun5-na) am Tor (kan4) des Abzu (abzu-a) stellte er das fertigzustellende Wesen (ba-al-gu7) auf (ba-da-an-gub).

  1. d/en\-ki-ke4 ki-lul-la-ke4 mu-un-na-ab-dug4-dug4

Enki (den-ki-ke4) verkündete am Ort der unreinen Tat (ki-lul-la-ke4) mit ausdrucksstarken Worten (mu-un-na-ab-dug4-dug4):

  1. ki-gub-ba ba-al-gi4-še3 ba-da-an-tum3

„An diesem Platz (ki-gub-ba) wurde es gänzlich vollendet (ba-al-gi4-še3) und in Betrieb genommen (ba-da-an-tum3).

  1. ba-al-gu7 eĝer-ra-ni sa-bi ba-da-an-dab5

Das fertiggestellte Wesen (ba-al-gu7) mit seiner Hülle (eĝer-ra-ni) und seinem inneren Kern (sa-bi) wurde in Funktion gesetzt (ba-da-an-dab5).“

Der Begriff „innerer Kern“ bezeichnet hier vermutlich die Seele des Wesens, während der Begriff „Hülle“ den Körper bezeichnet.

Ninurtas Reaktion

Ninurta ist anwesend und wird von dem Wesen eingeschüchtert:

  1. ur-saĝ dnin-urta ĝiri3-bi ba-da-an-gi4

Der Held Ninurta (ur-saĝ dnin-urta) wandte sich ab (ĝiri3-bi ba-da-an-gi4).

  1. den-ki /nu\-zu-gin7 a-na-am3 ne-e im-me

Enki (den-ki) fragt, wie einer, der unwissend ist (nu-zu-gin7): ‚Was ist das? (a-na-am3) Es manifestiert sich! (ne-e im-me)‘

  1. umbin-ĝiri3-/bi\ ki bi2-in-ḫur ḫabrud ḫul ba-da-an-dun «ud»

Mit der Spitze seines Fußes (umbin-ĝiri3-bi) die Erde aufkratzend (ki bi2-in-ḫur), unglaublich schnell und beweglich (ḫabrud), zerstörerisch und böse (ḫul), hat es den Tag erblickt (ba-da-an-dun ud).

  1. ur-saĝ dnin-urta šag4-bi ba-da-an-šub

Der Mut und die Entschlossenheit (šag4-bi) des Helden Ninurta (ur-saĝ dnin-urta) wurden vertrieben (ba-da-an-šub).

  1. ur-saĝ-e ga-X /X\ ed3-de3 nu-mu-un-zu-am3

Der Held (ur-saĝ-e) flehte um sein Leben (ga-[ti]) und wusste nicht (nu-mu-un-zu-am3) aus der Situation (X) herauszukommen (ed3-de3).

Hier wird somit gesagt, dass das frisch vollendete Wesen Ninurta stark verängstigt hat und Ninurta erkannt hat, dass es stärker ist als er. Das frisch vollendete Wesen war also in der Lage, Ninurta zu kontrollieren.

Enki klärt Ninurta auf

Enki sagt zunächst, dass die Funktion des gerade fertiggestellten Wesens auf einer göttlichen Macht basiert, die er aus der Unterwelt hervorgeholt hat:

  1. ba-al-gu7 /ĝiri3?\ X-/bi\ ba-an-sur-sur

Das fertiggestellte Wesen (ba-al-gu7) scharrte ungeduldig (ba-an-sur-sur) mit der Spitze seines Fußes (ĝiri3 X-bi).

  1. /en gal\ den-[ki]-ke4 [gu3 mu-un]-/na\-de2-e

Der große Herr Enki (/en gal\ den-[ki]-ke4) ruft ihm (Ninurta) zu ([gu3 mu-un]-/na\-de2-e):

  1. me X /kur?\-ta mu-ni-in-niĝin2-niĝin2 /mu\-pad3-de3

Eine göttliche Macht (me) wurde aus der Unterwelt (kur?-ta) heraufgeholt (mu-ni-in-niĝin2-niĝin2) und offenbart (mu-pad3-de3).

Das fertiggestellte Wesen repräsentiert also eine göttliche Kraft. Der nächste Satz ist grammatisch interessant:

  1. ĝe26-ra saĝ ĝiš? ra-ĝu10-uš igi-zu mu-e-ĝar-ra-/am3\

Für mich (ĝe26-ra) wurde das hergestellte Objekt der Stärke (saĝ ĝiš), das meiner Machtausübung dient (ra-ĝu10-uš), deinen Augen (igi-zu) präsentiert (mu-e-ĝar-ra-/am3\).

Enki sagt somit, dass das fertiggestellte Wesen primär seiner eigenen Machtausübung dient und nicht etwas der Machtausübung Ninurtas. Dennoch sagt der Satz auch aus, dass das Wesen für Enki den Augen Ninurtas präsentiert worden sei. Es scheint also, dass Enki den Krieger Ninurta mit dem Wesen zusammenbringen will. Enki fährt damit fort zu erklären, was er gemacht hat:

  1. X-bil2-ga gal-gal di ĝe26-e bi2-/ib2\-ĝa2-ĝa2 ĝe26-e bi2-ib2-zi-de3

Eine mächtige Veränderung (X-bil2-ga gal-gal) wurde verfügt (di). Ich (ĝe26-e) rief sie ins Leben (bi2-/ib2\-ĝa2-ĝa2). Ich (ĝe26-e) gab ihr Lebenskraft (bi2-ib2-zi-de3).

Ninurta wusste jetzt, dass sein Schicksal mit dem Schicksal des Wesens verknüpft ist und auch, dass das Wesen von zerstörerischer Kraft ist. Er wusste aber noch immer nicht, was dies alles für ihn bedeutet. Enki bemerkt, dass Ninurta die überlegene Kraft des Wesens anerkannt hat:

  1. za-e ĝe26-ra a-gin7 igi-zu mu-ĝar-ra

Du (za-e) hast mir (ĝe26-ra) dein Gesicht (igi-zu) wie Wasser (d.h. weinend) (a-gin7) dargebracht (mu-ĝar-ra).

Das Wesen ist somit geeignet, Ninurta zu kontrollieren. Enki sagt zu Ninurta, dass sein Platz in der Welt durch dieses Wesen festgelegt wird:

  1. ki-gub-ba-zu a-na-am3 mu-ra-an-dab5 a-/ra2?\-bi a-na-gin7-nam

Der dir zugeteilte Platz (ki-gub-ba-zu) ist folgender (a-na-am3):  Das fertiggestellte Objekt hat die Kontrolle übernommen (mu-ra-an-dab5). Mit ihm dorthin zu gehen, wohin zu gehen ist (a-ra2-bi), ist deine Bestimmung, die gleich einem Schicksal ist (a-na-gin7-nam).

Die Aufgabe des Wesens besteht somit nicht nur darin, Ninurta zu kontrollieren. Sie umfasst mehr als das: Der Krieger Ninurta soll mit dem Wesen dorthin gehen, wohin zu gehen ist. Er soll also zusammen mit ihm Schlachten gewinnen. Enki wird dann konkreter und sagt explizit, dass dieses Wesen dafür sorgen wird, dass Ninurtas Schicksal heldenhaft ist:

  1. nam-kalag-ga-zu me-še3 ba-an-ĝen nam-ur-saĝ-zu me-a

Dein mächtiges Schicksal (nam-kalag-ga-zu) zum Wohle der göttlichen Macht (me-še3) ist dauerhaft (ba-an-ĝen). Dein Schicksal als Krieger (nam-ur-saĝ-zu) gehört zur göttlichen Macht (me-a).

Daraus folgt endgültig, dass es sich bei dem gerade erschaffenen Wesen um Ninurtas berüchtigte Šarur-Waffe handeln muss.

Klärung grundlegender Fragen

Im Rest des Textes wird die grundlegende Frage diskutiert, wer welchen Beitrag an der Erschaffung der neuen Identität Ninurtas geleistet hat.

Der Beitrag von Ninmena

Zunächst wird nochmal erwähnt, dass die ehemalige Struktur von Ninurtas Stärke gründlich erschüttert und durch etwas neues ersetzt worden ist:

  1. ḫur-saĝ gal-gal-e mu-ni-in-gul-gul e-ne-eš2 a-na-am3 mu-ed3-de3

Die große Struktur seiner Stärke (ḫur-saĝ gal-gal-e) wurde als Vorbereitung für den Wiederaufbau zerstört (mu-ni-in-gul-gul). Werden wie er (e-ne-eš2), was es bedeutet ist (a-na-am3): rauszugehen und voranzugehen (mu-ed3-de3).

Dieser Satz macht zunächst eine Aussage über die Struktur von Ninurtas Stärke (ḫur-saĝ), also über etwas, für das Ninmena (auch genannt Ninhursag) zuständig ist: Die altbewährte Methode, das Bewusstsein eines Igigi zu strukturieren, wurde bei Ninurta aufgegeben und eine neue Methode wurde angewandt.  Der zweite Satzteil sagt folgendes aus: Jemand der so wird wie Ninurta, der geht voraus, der wird ein Vorbild für andere. Was damit gemeint sein könnte, bleibt jedoch unklar. Der Satz könnte auf Ninurtas Vorbildfunktion als Krieger in der Schlacht anspielen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er folgendes aussagen soll: Die neue Methode, die Struktur der Stärke eines Igigi zu errichten, soll als Vorbild für andere Igigi dienen. Der Satz würde somit aussagen, dass auch andere Igigi einen freien Willen bekommen sollen. Ninmena fährt damit fort zu erklären, wie sie das bei Ninurta gemacht hat.

  1. dnin-men-na-ke4 inim-bi ba-da-an-pad3

Dieses Wort (inim-bi) von Ninmena (dnin-men-na-ke4) wurde verkündet (ba-da-an-pad3):

  1. tug2 bar-ra-na /al-bir7?\-re kaš4 im-sar-[sar-re]

Sein äußeres Gewand (tug2 bar-ra-na) wird in Einzelteile zerlegt (al-bir7-re) und das was der Mund begehrt (kaš4) auf Tontafeln (auch: in Lehm) verewigt (im-sar-sar-re).

Um diesen Satz zu verstehen muss man sich klarmachen, dass die Göttin Ninmena ihn sagt, die die Aufgabe hat, das Bewusstsein der Igigi Götter zu gestalten. Sie machte dies bei Ninurta indem sie alles in Einzelteile zerlegte, die Teile auf neue Weise wieder zusammensetzte und dann die Änderungen in Lehm verewigte, so dass sie für die Ewigkeit erhalten blieben. Dieser Satz macht also klar, dass Enki zwar die Šarur Waffe erschaffen hat, dass aber Ninmena die eigentliche Arbeit bei der Umgestaltung von Ninurtas Bewusstsein hatte.

Der Beitrag der Dritter

Anschließend werden Ninurtas Charaktereigenschaften unter die Lupe genommen:

  1. u2-ug gu7-gu7-ĝu10-uš /za\-[e] a-ba-a mu-ra-ab-tum2

Schwere Nahrung (u2-ug) immer wieder zu verdauen (gu7-gu7-ĝu10-uš): Wer hat dich (za-e a-ba-a) dafür geeignet gemacht (mu-ra-ab-tum2)?

  1. lu2 saĝ-bi mu-un-bul-bul ba-X-[X]-un-GIL-X za-e a-/ba-a mu\-ra-/ab\-tum2

Menschen die Köpfe zu durchbohren (lu2 saĝ-bi mu-un-bul-bul): Wer hat dich (za-e a-ba-a) dafür geeignet gemacht (mu-ra-ab-tum2)?

  1. dam-an-ki mu-bi nu-me-a u4-/gu7-gu7\-nu-de2-de2 mu-bi-im(source: tin)

„Gefährtin von Himmel und Erde“ (dam-an-ki) ist nicht sein Name (mu-bi nu-me-a). „Verschlinger der Zeit, der sie nicht mehr voranschreiten lässt“ (u4-gu7-gu7-nu-de2-de2), dies ist sein Name (mu-bi-im).

Der Satz postuliert also die Existenz eines Wesens, das sich ernährt, indem es die Restlebenszeit von Menschen verschlingt. Dieses Wesen ist der personifizierte Tod. Der Satz stellt klar, dass der personifizierte Tod keines der göttlichen Mächte ist, sondern unabhängig von diesen existiert. Er war es, der Ninurtas eigentliche Persönlichkeit geprägt hat und wegen seiner Existenz war es notwendig, die Sarur Waffe zu erschaffen, mit der Ninurta notfalls kontrolliert werden kann. Dieser Satz ist möglicherweise eine der ersten Anspielungen auf die Existenz des Teufels in der Literaturgeschichte.

Der Beitrag Enkis

Zum Schluss wird die Frage gestellt, wie die Beeinflussung Ninurtas durch den „Teufel“ unter Kontrolle gehalten werden kann:

  1. nam-uš2 šu ĝar nu-tuku-a za-e a-[ba]-a mu-ra-ab-tum2

Das Todesschicksal mit Macht zu setzen (nam-uš2 šu ĝar) nicht in der Lage zu sein (nu-tuku-a): Wer hat dich (za-e a-ba-a) zu dir gemacht (mu-ra-ab-tum2)?

Die Antwort fehlt, aber es ist klar, dass dies Enki war: er kann notfalls den Šarur Streitkolben dazu veranlassen, sich gegen Ninurta zu wenden, wenn Ninurta außer Kontrolle geraten sollte.

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