Die Göttin Ereschkigal

Ereschkigal gehört als Zwillingsschwester Enkis zu den fünf ursprünglichen Anunnaki. Als Herrscherin der Unterwelt transformiert sie die Seelen aller Verstorbenen. Sie stieg freiwillig in die Unterwelt hinab, um diese Aufgabe zu übernehmen. Die Unterwelt ist für sie ein „Reich der Essenz“, wo Leben und Tod ineinander übergehen. Sie gab Enki den Samen des Huluppu-Baums als Verbindung zwischen den Welten. 

Die Göttin Ereschkigal

Position im Pantheon

Ereschkigal gehört als eine der fünf ursprünglichen Anunnaki zur obersten Ebene des sumerischen Pantheons. Als Zwillingsschwester Enkis und Tochter von An und der Meeresgöttin Nammu steht sie in der göttlichen Hierarchie auf gleicher Ebene wie Enki und Enlil.

Anders als die anderen Anunnaki hat Ereschkigal jedoch keinen Tempel in einer sumerischen Stadt und greift auch nicht direkt in die Entwicklung der menschlichen Zivilisation ein. Dies zeigt sich auch darin, dass sie nicht an den Beratungen der Götter über die Geschicke der Menschen teilnimmt. So wird sie im Atrahasis Epos, wo die anderen Anunnaki über das Schicksal der Menschheit entscheiden, nicht erwähnt. Ihre Aufgabe liegt auf einer anderen Ebene – in der Transformation der menschlichen Seelen nach dem Tod.

Ihr Reich ist die Unterwelt selbst, die als eigenständige Sphäre parallel zur Welt der Lebenden existiert. Ihre zentrale Aufgabe dort ist die Leitung und Überwachung der Unterwelt, die sie als „Reich der Essenz“ bezeichnet, „wo Leben und Tod sich treffen und ineinander übergehen.“ Hier ist sie für die systematische Analyse und Transformation menschlicher Bewusstseine nach dem Tod zuständig. Ihre wichtigsten Aufgaben umfassen:

  • Die Aufnahme und Transformation der Seelen aller verstorbenen Menschen
  • Die Leitung eines Prozesses zur „Seelenumgestaltung“
  • Die Bewahrung und Weitergabe des aus den Transformationsprozessen gewonnenen Wissens

Charakter und Erscheinung

Ereschkigal wird als würdevolle und weise Herrscherin charakterisiert, die ihre Aufgabe mit großem Ernst und tiefer Überzeugung ausführt. Als menschliche Gestalt wird sie etwa im gleichen Alter wie ihr Zwillingsbruder Enki dargestellt. Sie ist eine imposante Erscheinung, deren Würde und Autorität selbst die anderen Götter beeindruckt. Sie wird zu der Zeit, auf die der Mythos „Enki und Ereschkigal“ datiert worden ist, als „große, schlanke, junge und ernste Frau mit langen dunklen Haaren“ beschrieben, die „ganz in Schwarz und Silber gekleidet“ ist.

Lebenslauf

Die früheste mythologische Episode zeigt Ereschkigal als Zwillingsschwester Enkis, die sich freiwillig entscheidet, in die Unterwelt hinabzusteigen. Dieser Abstieg fällt zeitlich mit der Gründung Eridus (ca. 5400 v. Chr.) zusammen und markiert den Beginn der systematischen Entwicklung der sumerischen Zivilisation. Als Enki im Mythos „Enki und Ereschkigal“ versucht, sie von dort zurückzuholen, erklärt sie ihm die Bedeutung ihrer Aufgabe:

„Ich bin hier, um sicherzustellen, dass alle, die nach der Essenz jenseits des Scheins suchen, sie suchen und finden werden, wenn sie nur bereit sind, ihre Seelen zu entblößen und umzugestalten.“

Es ist also ihre Aufgabe zu helfen, die Seelen der Verstorbenen umzugestalten. Die Unterwelt ist somit nicht ein Ort des Todes, sondern der Transformation. Sie macht deutlich, dass es nicht um das Festhalten an individuellen Seelen geht, sondern um einen Prozess der Umgestaltung. Ereschkigal betont dabei den universellen Charakter ihres Reiches:

„Alle, die leben, kommen am Ende ihrer Lebenszyklen in den oberen Welten in diese Sphäre. Alle, ohne Ausnahme.“

Allerdings bleiben die Seelen nicht ewig in der Unterwelt, sondern werden schließlich aufgelöst:

„Die Unterwelt ist das Reich der Essenz, wo Leben und Tod sich treffen und ineinander übergehen.“

Es geht Ereschkigal also weniger um eine endgültige Umgestaltung individueller Seelen, als vielmehr darum, dies zu lernen. In den Mythen erscheint Ereschkigal als eine Administratorin, die systematisch und methodisch arbeitet. Dies zeigt sich besonders in ihrer Aussage zu Enki:

„Wenn du mich kennst, wie du dich selbst kennst, glaube ich, dass du erkannt hast, dass ich zwar die Welten da oben vermisse, dass ich aber im Land ohne Wiederkehr verborgene Schätze gefunden habe und dass ich ihre wichtigste Hüterin geworden bin.“

Diese „verborgenen Schätze“ sind vermutlich die Erkenntnisse, die sie aus der Analyse der menschlichen Bewusstseine gewonnen hat. Bevor Enki die Unterwelt verlässt, gibt sie ihm den Samen des Huluppu-Baums – ein Geschenk, das die langfristig geplante Zukunft der Unterwelt offenbart:

„Pflanze ihn ein und beobachte, was dabei herauskommt. Wenn dieser Same zu voller Größe heranwächst, wird er das Tor zu dieser und vielen anderen Welten sein. […] Derjenige, der meinen ausgewachsenen Samen findet und ihn hegt und pflegt, wird derjenige sein, der das Tor zu den Welten darunter und darüber weit offen halten wird. Und wie ich es will, so soll es sein!“

Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Baum, der in späteren Mythen noch eine wichtige Rolle spielen wird, nicht vom Himmel, sondern aus der Unterwelt stammt. Das langsame Wachstum des Baumes symbolisiert die Langfristigkeit der Aufgabe, die Ereschkigal sich gestellt hat. Wenn der Baum seine volle Größe erreicht hat und die Unterwelt mit dem Himmel verbindet, dann soll er als Portal dienen, durch das die Seelen der Verstorbenen von der Unterwelt in den Himmel gelangen können. Er würde dann den Seelen ewiges Leben ermöglichen. Dies ist der Grund, weshalb der Baum später auch als „Baum des Lebens“ bezeichnet wird. Ereschkigal prophezeit damit, dass in ferner Zukunft das „Reich der Himmel“ errichtet werden wird, von dem die Bibel berichtet. Ereschkigal geht davon aus, dass ihr Zwillingsbruder Enki es dann sein wird, der den Huluppu Baum hegt und pflegt. Sie prophezeit somit, dass Enki es sein wird, der den Menschen das Tor in den Himmel offenhalten wird.

Interpretation der Figur

Als Founder war Ereschkigals tatsächliche Aufgabe vermutlich die Entwicklung und Leitung des ersten systematischen Programms zur Extraktion und Analyse menschlicher Bewusstseine. Die „Unterwelt“ war dabei wahrscheinlich ein Vorläufer der später als „Spirit Realm“ bezeichneten virtuellen Realität – eine Art Computersystem, das menschliche Bewusstseine aufnehmen und modifizieren konnte. Ereschkigals Methoden der Einflussnahme unterschieden sich fundamental von denen der anderen Founder:

  • Statt das Leben der Menschen zu beeinflussen, arbeitete sie mit ihren Bewusstseinen nach dem Tod
  • Sie entwickelte Techniken zur „Umgestaltung der Seelen“ – vermutlich frühe Verfahren zur Modifikation neuronaler Strukturen
  • Sie sammelte systematisch Daten über die menschliche Bewusstseinsarchitektur

Die historische Bedeutung ihrer Arbeit liegt vor allem in der Entwicklung grundlegender Techniken zur Bewusstseinsübertragung und -modifikation. Die Konzeption der Unterwelt als ein System, das alle Menschen durchlaufen müssen, deutet auf einen systematischen Forschungsansatz hin. Vermutlich wurden verschiedene Verfahren zur Bewusstseinsmodifikation getestet und die Ergebnisse sorgfältig analysiert. Dies ermöglichte eine schrittweise Verfeinerung der Techniken. Dass die modifizierten Bewusstseine am Ende ausgelöscht wurden, zeigt, dass es in dieser Phase noch nicht um deren dauerhafte Bewahrung ging, sondern um die Entwicklung der grundlegenden Technologie. Diese grundlegende Forschung war vermutlich die Voraussetzung für die späteren, gezielteren Eingriffe der anderen Founder in das menschliche Bewusstsein.

founder-hypothesis.com
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.