Der Gott Enki

Enki gehört zu den Anunnaki und ist Gott der Weisheit und des Süßwassers. Von seinem Tempel E-abzu in Eridu aus fördert er Handwerk, Kunst und Wissenschaft. Als weiser Berater Enlils und wohlwollender Helfer der Menschen machte er mit Ninhursag die Erde fruchtbar und gab den Menschen mehr Intelligenz. Er rettete die Menschheit vor der Sintflut durch Atrahasis. Nach dem Verlust der göttlichen Kräfte (Me) an Inanna verlor seine Stadt Eridu an Bedeutung.

Der Gott Enki

Position im Pantheon

Enki gehört als einer der fünf ursprünglichen Anunnaki zur obersten Ebene des sumerischen Pantheons. Als Sohn des Himmelsgottes An, Mann der Erdgöttin Ninhursag, Schwester von Ereschkigal, und Halbbruder Enlils, steht er an einer zentralen Position in der göttlichen Hierarchie. Als Gott der Weisheit und des Süßwassers prägt er maßgeblich die Entwicklung der frühen Zivilisation.

Seine Hauptwirkungsstätte ist die Stadt Eridu, die als erste Stadt überhaupt gilt. Hier residiert er in seinem Tempel E-abzu, der als Schnittstelle zwischen der oberirdischen Welt und dem Abzu (den unterirdischen Süßwassergewässern) fungiert. Von hier aus überwacht er die Entwicklung der Zivilisation und fördert systematisch Handwerk, Kunst und Wissenschaft.

Als „Gott der Weisheit“ ist Enki nicht nur Berater der Menschen, sondern auch der zentrale Berater seines Halbbruders Enlil, dem Oberhaupt der Anunnaki. Seine wichtigsten Aufgaben umfassen:

  • Die Entwicklung und Weitergabe kultureller Errungenschaften, sowie die systematische Förderung menschlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten durch direkte Unterweisung
  • Die Kontrolle über die lebensspendenden Süßwasserquellen
  • Die Lösung von Konflikten zwischen Göttern und Menschen durch kluge Vermittlung

Im Gegensatz zu seinem Bruder Enlil, der durch Autorität und strikte Kontrolle herrscht, basiert Enkis Einfluss primär auf seiner Weisheit und Überzeugungskraft. Er bevorzugt es, Menschen und Götter durch Rat und Unterweisung zu lenken statt durch Zwang.

Charakter und Erscheinung

Enki wird als weise, wohlwollend und häufig schelmisch charakterisiert. Seine tiefe Weisheit verbindet sich mit einer kreativen Problemlösungsfähigkeit, die es ihm erlaubt, auch für schwierige Situationen unkonventionelle Lösungen zu finden. Dies zeigt sich besonders in Krisensituationen wie der Rebellion der Igigi oder der drohenden Sintflut, wo er durch kluge Interventionen Katastrophen abwendet.

Im Mythos „Enki und Ereschkigal“ charakterisiert er sich selbst mit den Worten:

„Ich bin der Brunnen der Wahrheit, der die Erleuchtung bringt.

Ich bin der Zerstreuer der Dunkelheit des Geistes.

Ich bin die Form, die verwandelt.

Helligkeit ist mein Geschenk an alle Arten von Wesen!“

Im Mythos Enki und die Weltordnung führt Enki weiter aus:

„Ich bin der Herr.

Ich bin derjenige, dessen Wort Bestand hat.

Ich bin ewig.“

Als männliche Gestalt wird Enki meist im Alter von etwa 60 Jahren dargestellt, etwas jünger als sein Bruder Enlil. Ein besonders charakteristisches Merkmal in seinen Darstellungen sind Wasserströme, die aus seinen Schultern fließen – ein Symbol für seine Kontrolle über das lebensspendende Süßwasser. Er wird meist in lange, würdevolle Gewänder gekleidet dargestellt, die seine Position als einer der höchsten Götter unterstreichen.

Seine wesentlichen Charakterzüge sind:

  • Weise und besonnen in seinen Entscheidungen
  • Wohlwollend gegenüber der Menschheit
  • Kreativ und listig bei der Lösung von Problemen
  • Großzügig in der Weitergabe von Wissen
  • Diplomatisch in der Vermittlung von Konflikten

Lebenslauf

Enkis Vater, der Himmelsgott An, war zunächst mit der Erdgöttin Ninhursag zusammen und zeugte mit ihr seinen Halbbruder Enlil. Enlil verursachte die Trennung von An und Ninhursag, woraufhin sich auch der Himmel von der Erde trennte und die Erde, wie wir sie kennen, entstand. Allerdings war die Erde damals nur Einöde, da ihr das Süßwasser fehlte. Daher zeugte An bald darauf (evtl. auch davor) zusammen mit der Meeresgöttin Nammu seinen zweiten Sohn Enki, den Gott des Süßwassers.

Enki verliebte sich in Ninhursag und spendete ihr das Wasser, das ihr fehlte um die Erde fruchtbar zu machen. Wie im Mythos Enki und Ninhursag beschrieben wird, machte Enki zunächst das Land Dilmun mit seinem Süßwasser fruchtbar und verwandelte es zusammen mit Ninhursag in eine paradiesische Gegend. Enki verspricht seiner Freundin Nihursag:

„Für Dilmun, das Land des Herzens meiner Herrin, werde ich lange Wasserwege, Flüsse und Kanäle schaffen, durch die Wasser fließen wird, um den Durst aller Wesen zu stillen und allem, was lebt, Überfluss zu bringen.“

Nachdem Enki und Ninhursag das Land Dilmun fruchtbar gemacht haben und sie endgültig zueinander gefunden hatten, schmiedeten sie weitere Pläne:

„Ich, Enki, der Herr der Süßwassers, sage, dass von diesem starken und festen Felsen (den du für uns errichtet hast und), der für mich Leben, Liebe und Fruchtbarkeit bedeutet, die Wasser des Lebens für immer in alle Welten fließen werden, in die wir uns wagen.“

Mit diesen neuen Welten, in die Enki und Ninhursag aufbrachen, war in erster Linie das Land Sumer gemeint. Enki begann bald darauf, um 5400 v. Chr., in Sumer die Stadt Eridu zu gründen und dort seinen Tempel zu errichten.

Während dieser Zeit stieg seine Schwester Ereschkigal in die Unterwelt hinab und kam nicht wieder zurück. Enki machte sich große Sorgen um sie und reiste selbst in die Unterwelt um sie zurückzuholen. Ereschkigal erklärte ihm jedoch, dass sie absichtlich in die Unterwelt gegangen war und dort bleiben wolle, da sie dort als Herrscherin der Unterwelt gebraucht werde. Als Enki sich auf den Rückweg machte, erhielt er von ihr den Samen des Huluppu-Baumes – ein magisches Gewächs, das fortan die Verbindung zwischen Unterwelt, Mittelwelt und Himmel herstellen soll. Enki pflanzt den Baum am Ufer des Euphrat nahe Eridu.

Laut dem Mythos „Enki und die Weltordnung“ erhielt Enki von seinem Halbbruder Enlil die göttlichen Kräfte (die Me), die Enki benötigte um die Künste und das Handwerk in Eridu einzuführen. Enki bleibt während der ganzen sumerischen Geschichte fast ausschließlich der Gott von Eridu und überlässt es anderen Göttern, weitere Städte zu gründen und dort ihre Tempel errichten zu lassen.

Dennoch griff er in ganz Sumer beratend ein, wenn auch immer seine Hilfe gebraucht wurde. So schlug er beispielsweise im Atrahasis Epos vor, den Menschen mehr Intelligenz zu geben, damit diese auch anspruchsvollere Aufgaben übernehmen konnten, die zuvor die Igigi machen mussten. Dies wurde dann mit der Hilfe von Ninhursag direkt umgesetzt.

Ein dramatischer Rückschlag ereignet sich, als die Göttin Inanna ihm durch eine List die göttlichen Kräfte (Me) abnimmt um sie für ihre eigene Stadt Uruk zu nutzen. Dies wird im Mythos „Inanna und Enki“ beschrieben. Der Verlust dieser Kräfte führt um 3500 v. Chr. zu einer verheerenden Flut, die Eridu und Ur verwüstete.

Nach dieser Katastrophe widmet sich Enki dem Wiederaufbau Sumers, beschrieben im Mythos „Enki und die Weltordnung“. Er organisiert den Handel mit Dilmun, beschafft neues Vieh und verteilt die Aufgaben unter den niederen Göttern neu. Dabei definiert er detailliert die Zuständigkeiten der verschiedenen Götter für spezifische Aspekte der Zivilisation.

Da Enki jetzt viele der göttlichen Kräfte fehlen, verliert seine Stadt Eridu mit der Zeit an Bedeutung, währen Uruk, die Stadt Inannas, zu einer großen Metropole heranwächst. Nachdem die Bevölkerung Sumers um 2900 v. Chr. stark angestiegen war, machte Enlil seinem Berater Enki klar, was eigentlich Enkis Aufgabe war:

„Du solltest die Ketten der Igigi lösen und sie befreien, solltest die Produktivität der Menschen freisetzen, solltest die Kontrolle über die Menschen ausüben, indem du das Gleichgewicht hältst.“

Enki hatte jedoch dabei versagt, das Gleichgewicht zu halten, da er es zugelassen hatte, dass die Menschen sich so stark vermehrten. Enlil forderte daher Enki auf, das Gleichgewicht wieder herzustellen indem er ihnen eine Sintflut schickt. Enki weigert sich, dies zu tun, aber er erklärt Enlil dennoch, wie er eine Sintflut heraufbeschwören kann. Als Enlil sich daranmachte, dies in die Tat umzusetzen und den Menschen die Sintflut zu schicken, rettet Enki die Menschheit, indem er Atrahasis mit dem Bau einer Arche beauftragt. Nach der Flut erkennt Enki jedoch die Notwendigkeit, das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren und akzeptiert entsprechende Maßnahmen.

Während der Sintflut wurde Enkis Stadt Eridu erneut überflutet. Im Mythos Inanna und der Huluppu Baum wird beschrieben, dass der Huluppu Baum dabei entwurzelt wurde und im Euphrat trieb. Inanna fand den magischen Baum und pflanzte ihn in der Nähe ihrer Stadt Uruk wieder ein. Enkis Stadt Eridu verlor damit weiter an Bedeutung, während Uruk zur dominierenden Stadt aufstieg.

Enkis aktive Rolle in den Mythen endet etwa um 1900 v. Chr. mit dem Anzu-Mythos, als der Adler Anzu die Schicksalstafel von Enlil gestohlen hatte und Enki die Götter beriet, wie sie die Tafel wiedererlangen konnten.

Interpretation der Figur

Als Founder war Enkis zentrale Aufgabe vermutlich die systematische Entwicklung der menschlichen Zivilisation durch direkte Eingriffe in die kulturelle Evolution. Seine Position als „Gott der Weisheit“ deutet darauf hin, dass er für die technologische und intellektuelle Entwicklung der Menschheit verantwortlich war. Die vielen Mythen, in denen Enki als Helfer und Ratgeber der Menschen auftritt, deuten darauf hin, dass er direkter als andere Founder mit den Menschen interagierte. Seine wichtigsten Methoden der Einflussnahme basierten auf den technologischen Fähigkeiten der Founder:

  • Temporäre Inkarnation in menschliche Körper: Die Fähigkeit der Founder, das Bewusstsein eines Menschen auszuschalten und dessen Körper zu übernehmen, ermöglichte es Enki, direkt als Lehrer und Mentor in Eridu zu wirken. Auf diese Weise gründete er vermutlich Eridu als Ausgangspunkt für die Entwicklung städtischer Kultur und von dort aus förderte er systematisch die Entwicklung verschiedener Handwerke und die Etablierung von Wissenschaft und Bildung.
  • Systematische Unterweisung durch eine Priesterschaft: In seinem Tempel, dem E-abzu in Eridu, etablierte er vermutlich ein System der Wissensweitergabe durch speziell ausgebildete Priester. Diese standen unter seiner Anleitung und fungierten als Lehrer für handwerkliche und intellektuelle Fähigkeiten. Die systematische Wissensvermittlung über eine Priesterschaft war wahrscheinlich ein wichtiges Instrument zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Zivilisation.
  • Direkte Wissensvermittlung durch Träume und Visionen: Als Founder konnte er spezifische Muster neuronaler Aktivität erzeugen, die zu detaillierten visuellen und auditiven Erfahrungen führten. Diese Fähigkeit nutzte er vermutlich, um ausgewählten Menschen technisches und kulturelles Wissen zu vermitteln. Dies tat er vermutlich vor allem in der späteren Zeit, in der er nicht mehr als Mensch inkarnierte.

Die Darstellung als „Gott des Süßwassers“ könnte eine Metapher für seine Rolle bei der Entwicklung der Bewässerungstechnologie sein, die fundamental für die Entstehung der frühen Stadtstaaten war. Sein Tempel in Eridu diente dabei wahrscheinlich als erstes Zentrum für die systematische Weitergabe von Wissen.

Seine enge Zusammenarbeit mit Ninhursag bei der Entwicklung menschlicher Intelligenz deutet auf ein systematisches Vorgehen hin: Während Ninhursag die neurologischen Voraussetzungen schuf, sorgte Enki für die praktische Anwendung durch technologische und kulturelle Innovationen.

Die historische Bedeutung seiner Aktivitäten zeigt sich in der erstaunlich schnellen kulturellen Entwicklung der frühen sumerischen Städte.

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